T.R.O.J.A. Komplott by Ortwin Ramadan

T.R.O.J.A. Komplott by Ortwin Ramadan

Autor:Ortwin Ramadan
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Coppenrath Verlag GmbH & Co. KG,
veröffentlicht: 2015-02-17T16:00:00+00:00


31

Der Fischreiher beäugte Beta mit gerecktem Schnabel. Als sie sich bewegte, stakste er mit steifen Beinen davon, als empfände er ihren Anblick als Zumutung. Sie konnte es dem Vogel nicht einmal verübeln. Sie hatte die Nacht unter der Brücke im Freien verbracht, weil ihr das Risiko, planlos in dem Pick-up herumzuirren, zu groß gewesen war. Außerdem hatte sie sich kurz ausruhen wollen, was sich jedoch in dem Moment, in dem sie auf den Kieseln wieder aufgewacht war, als Fehler entpuppt hatte. Sie hatte viel länger geschlafen, als sie beabsichtigt hatte, und jetzt fühlte sie sich, als hätte sie jemand in einen Sack gesteckt und mit Knüppeln auf sie eingedroschen. Jeder Knochen schmerzte. Darüber hinaus hatte sie das Erlebte nicht vergessen können.

Die Bilder vom Tag hatten sie in ihren Träumen immer wieder eingeholt, besonders der tote Junge ließ ihr keine Ruhe. Wer immer die lautlosen Schüsse in dem Steinbruch abgegeben hatte, war ganz sicher kein Amateur gewesen. Aber das war im Grunde lediglich eine Vermutung. Fest stand nur, dass sie in der Patsche saß. Sie wusste nicht einmal, wo sie sich im Moment befand, und die Provinzbullen würden vermutlich nicht lange brauchen, um sie mit den beiden Leichen im Steinbruch in Verbindung zu bringen. Ihre einzige Chance bestand darin, dass die Leichen bislang noch nicht entdeckt wurden. Dass jemand dieses Ekelpaket vermisste, konnte sie sich eigentlich kaum vorstellen. Vielleicht konnte sie seinen Pick-up deshalb doch noch nutzen. Zumindest so lange, bis sie in Chicago war, zurück in der Zivilisation. Auf keinen Fall wollte sie noch einmal trampen.

Nachdem sie sich das Gesicht in dem kalten Fluss gewaschen hatte, stieg sie wieder in den Pick-up, der noch immer in dem Maisfeld stand. Kurz darauf war sie unterwegs in Richtung Chicago. Sie hatte sich ausgerechnet, dass sie etwas weniger als eine Stunde brauchen würde. Wenn alles glattging, schaffte sie es also doch noch rechtzeitig, am vereinbarten Treffpunkt zu sein. Allmählich besserte sich ihre Laune, auch wenn sie wieder diese Kopfschmerzen hatte. In dem zugemüllten Wageninneren stank es grauenhaft, und auch als sie die Scheiben herunterließ, nahm der penetrante Gestank nicht ab. Er wurde eher schlimmer, weil er von den Plastiksäcken auf der Ladefläche auszugehen schien. Besser, sie wusste gar nicht erst, was der Verrückte in den Plastiksäcken hatte, dachte Beta, während sie nach einem weiteren Ortschild Ausschau hielt. Deshalb entdeckte sie die Straßensperre erst, als es bereits zu spät war.

Blitzschnell scannte sie ihre Möglichkeiten. Die Cops hatten die Stelle gut gewählt. Auf beiden Seiten der Straße verliefen tiefe Entwässerungsgräben, sodass ein Verlassen der Straße und damit ein Ausweichen unmöglich war. Auch für einen U-Turn war es zu spät. Die Motorradpolizisten, die hinter der mit Warnleuchten bespickten Absperrung warteten, hätten sie eingeholt, noch bevor sie den klapprigen Pick-up überhaupt gewendet hätte. In Bruchteilen von Sekunden wurde Beta bewusst, dass sie in der Falle saß. Als sie sich im Schritttempo der Absperrung näherte, wurde sie in eine improvisierte Haltebucht dirigiert. Kaum war der Pick-up zum Stehen gekommen, trat eine uniformierte Polizistin an das offene Fenster, während ihr Kollege sie mit der Hand an der Waffe absicherte.



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.